Veröffentlicht am März 15, 2024

Eine Bauchdeckenstraffung ist weit mehr als das Entfernen überschüssiger Haut – es ist eine tiefgreifende Rekonstruktion der Bauchwand.

  • Der Eingriff stellt die strukturelle Integrität des Rumpfes wieder her, indem er die auseinandergewichene Bauchmuskulatur (Rektusdiastase) repariert.
  • Die Operation adressiert nicht nur die äußere Kontur, sondern verbessert auch die funktionale Stabilität und kann Haltungsprobleme korrigieren.

Empfehlung: Betrachten Sie den Eingriff als eine funktionale Wiederherstellung Ihrer Körpermitte, deren Ergebnis weit über die reine Ästhetik hinausgeht.

Nach Schwangerschaften oder massivem Gewichtsverlust ist der Wunsch nach einem flachen, straffen Bauch für viele Menschen mehr als nur ein ästhetisches Anliegen. Es geht um das Gefühl, den eigenen Körper zurückzugewinnen, sich wieder wohlzufühlen und Kleidung ohne Einschränkungen tragen zu können. Oftmals wird eine Bauchdeckenstraffung, auch Abdominoplastik genannt, als simple Lösung zur Entfernung überschüssiger Haut betrachtet. Doch diese Sichtweise greift zu kurz und ignoriert den Kern des Problems.

Die wahre Herausforderung liegt nicht nur an der Oberfläche. Eine erschlaffte Bauchdecke ist häufig das sichtbare Zeichen einer tieferliegenden Schwäche: die auseinandergewichenen geraden Bauchmuskeln, eine sogenannte Rektusdiastase. Dies beeinträchtigt nicht nur das Aussehen, sondern auch die Stabilität des gesamten Rumpfes. Der Schlüssel zu einem wirklich nachhaltigen und zufriedenstellenden Ergebnis liegt daher nicht in einer oberflächlichen Straffung, sondern in einer umfassenden, strukturellen Rekonstruktion der gesamten Bauchwand. Es handelt sich um eine Wiederherstellung der funktionalen Mitte des Körpers.

Dieser Leitfaden verfolgt genau diesen Ansatz. Statt den Eingriff isoliert zu betrachten, erklären wir, wie die Bauchdeckenstraffung als zentraler Baustein einer ganzheitlichen Körperkonturierung dient. Wir beleuchten die Techniken, die das „innere Korsett“ wiederherstellen, die Rolle des Bauchnabels für ein natürliches Ergebnis und wie kombinierte Eingriffe zu einer harmonischen Silhouette führen. Ziel ist es, Ihnen ein tiefes Verständnis für die transformative Kraft dieses chirurgischen Verfahrens zu vermitteln – weit über einen flachen Bauch hinaus.

Um Ihnen einen klaren Überblick über die komplexen Aspekte dieses Eingriffs zu geben, haben wir diesen Artikel in logische Abschnitte unterteilt. Das folgende Inhaltsverzeichnis führt Sie durch die zentralen Themen, von der Wahl der richtigen Methode bis zur langfristigen Sicherung Ihres Ergebnisses.

Die Kombi-OP: Wann eine Bauchdeckenstraffung mit einer Fettabsaugung sinnvoll ist

Eine Bauchdeckenstraffung allein korrigiert erschlaffte Haut und eine geschwächte Bauchmuskulatur. Oftmals sind es jedoch hartnäckige Fettdepots an den Flanken, am Rücken oder am Oberbauch, die eine wirklich harmonische Silhouette verhindern. Hier kommt die Kombination mit einer Fettabsaugung (Liposuktion) ins Spiel. Dieser Ansatz ermöglicht eine 3D-Konturierung des gesamten Rumpfes, anstatt nur den vorderen Bauch zu „glätten“. Es geht darum, die Taille neu zu formen und die Übergänge zu Hüfte und Rücken weich und natürlich zu gestalten.

Die Entscheidung für einen kombinierten Eingriff ist keine reine Frage der Ästhetik, sondern auch der Proportionen. Wenn neben dem Hautüberschuss auch lokalisierte Fettansammlungen bestehen, die durch Diät und Sport nicht verschwinden, ist die Liposuktion die logische Ergänzung. Sie verbessert nicht nur das finale Ergebnis, sondern erleichtert dem Chirurgen auch die Mobilisierung und Straffung des Hautmantels. Tatsächlich gehören Bauchdeckenstraffung und Fettabsaugung zu den Top-5-Eingriffen bei Patienten über 40 Jahren, was die Etabliertheit dieses kombinierten Vorgehens unterstreicht.

Die Indikation ist klar: Während die Bauchstraffung die Leinwand (Haut und Muskeln) strafft, modelliert die Fettabsaugung die darunterliegenden Konturen. Eine sorgfältige Analyse vor der Operation, bei der die Dicke der Fettschicht und die Hautelastizität beurteilt werden, ist entscheidend für die Planung. Nur so kann die strukturelle Integrität der Bauchwand wiederhergestellt und gleichzeitig eine ästhetisch ansprechende Form geschaffen werden.

Letztendlich zielt die Kombination darauf ab, ein umfassendes und harmonisches Ergebnis zu erzielen, das mit einem einzelnen Verfahren nicht möglich wäre.

Mini-Bauchstraffung vs. große Bauchstraffung: Welche Methode ist die richtige für mich?

Die Wahl zwischen einer Mini-Bauchstraffung (Mini-Abdominoplastik) und einer großen, vollständigen Bauchstraffung hängt einzig und allein vom Ausmaß des Hautüberschusses und der Muskelschwäche ab. Es geht nicht darum, eine „kleinere“ oder „größere“ Operation zu wählen, sondern die exakt passende Methode für die individuelle anatomische Ausgangslage. Der entscheidende Faktor ist die Lokalisation des Problems: Beschränkt sich der Hautüberschuss ausschließlich auf den Unterbauch unterhalb des Nabels, kann eine Mini-Bauchstraffung ausreichend sein.

Bei dieser Methode wird lediglich ein kleiner Haut- und Fettanteil im Unterbauch entfernt, die Narbe ist kürzer (vergleichbar mit einer Kaiserschnittnarbe) und der Bauchnabel wird nicht versetzt. Dies macht den Eingriff weniger invasiv und die Erholungszeit kürzer. Sind jedoch auch der Oberbauch betroffen und liegt eine ausgeprägte Rektusdiastase vor, ist eine vollständige Abdominoplastik unumgänglich. Nur so kann die gesamte Bauchwand von oben bis unten gestrafft, die Muskulatur repariert und der Nabel ästhetisch neu positioniert werden.

Die wachsende Beliebtheit ambulanter Eingriffe spiegelt sich auch in der Bauchchirurgie wider. So werden in Niedersachsen beispielsweise bereits 43,35% aller Bauchstraffungen ambulant durchgeführt, was oft auf die Eignung von Patienten für eine Mini-Abdominoplastik hinweist. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede zusammen, um Ihnen eine erste Orientierung zu geben.

Diese vergleichende Übersicht, basierend auf den Leitlinien führender Fachgesellschaften, hilft bei der Einordnung der beiden Verfahren. Eine detaillierte Analyse durch einen Facharzt ist jedoch für die endgültige Entscheidung unerlässlich.

Vergleich: Mini-Bauchstraffung vs. Große Bauchstraffung
Kriterium Mini-Bauchstraffung Große Bauchstraffung
Hautüberschuss Nur unterhalb des Nabels Ober- und Unterbauch
OP-Dauer 1-1,5 Stunden 2-3 Stunden
Nabelversetzung Nicht erforderlich Erforderlich
Narbenlänge 10-20 cm Hip-to-hip (30-40 cm)
Erholungszeit 2-3 Wochen 4-6 Wochen
Kosten Ab 4.000€ Ab 6.800€

Die richtige Wahl ist der Grundstein für ein Ergebnis, das nicht nur ästhetisch überzeugt, sondern auch die funktionale Integrität der Bauchwand optimal wiederherstellt.

Was passiert mit dem Bauchnabel? Die Technik der Nabelversetzung bei der Bauchdeckenstraffung

Der Bauchnabel ist das ästhetische Zentrum des Bauches. Seine Form und Position sind entscheidend für ein natürliches und unoperiert wirkendes Ergebnis nach einer großen Bauchdeckenstraffung. Viele Patienten hegen die Sorge, ihr Nabel könnte nach dem Eingriff künstlich, zu groß oder vernarbt aussehen. Diese Bedenken sind berechtigt, denn die Neupositionierung des Nabels (Umbilikoplastik) ist einer der anspruchsvollsten Schritte der Operation und ein klares Qualitätsmerkmal für die Expertise des Chirurgen.

Bei einer vollständigen Abdominoplastik wird der Nabel nicht entfernt, sondern an seinem „Stiel“ mit der darunterliegenden Muskulatur verbunden belassen. Die Bauchhaut wird großflächig abgelöst, nach unten gezogen und der Überschuss entfernt. Anschließend wird an der anatomisch korrekten, neuen Position eine kleine Öffnung in die gestraffte Haut geschnitten, durch die der Nabel wieder nach außen geführt und eingenäht wird. Die Kunst besteht darin, einen natürlich wirkenden, vertikal-ovalen Nabel zu formen und die Narbe unsichtbar in der inneren Nabelfalte zu platzieren.

Detailaufnahme der Nabelregion nach professioneller Umbilikoplastik

Wie die Abbildung zeigt, ist das Ziel eine unauffällige Integration in die neue Bauchkontur. Ein erfahrener Chirurg achtet darauf, eine leichte „Kapuze“ am oberen Nabelrand zu formen, was ein jugendliches und authentisches Aussehen verleiht. Mögliche, wenn auch seltene, Komplikationen wie eine Verengung (Nabelstenose) oder Durchblutungsstörungen werden durch eine präzise Operationstechnik und sorgfältige Nachsorge minimiert. Die Nahttechnik ist hierbei von größter Bedeutung, um die Spannung zu kontrollieren und eine unauffällige Heilung zu gewährleisten.

Letztlich ist ein perfekt geformter Nabel der letzte Pinselstrich, der das Gesamtbild einer erfolgreichen Bauchwand-Rekonstruktion vollendet und die Operation für Außenstehende unsichtbar macht.

Das innere Korsett: Wie die Straffung der Bauchmuskeln bei der OP Ihre Taille formt

Der wohl wichtigste, aber oft am wenigsten verstandene Teil der Bauchdeckenstraffung ist die Reparatur der Rektusdiastase. Hierbei handelt es sich um das Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskeln, das häufig nach Schwangerschaften oder starker Gewichtszunahme auftritt. Dieses Phänomen schafft eine Schwachstelle in der Bauchwand, die zu einer Vorwölbung des Bauches führt – selbst bei schlanken Personen. Die Korrektur dieses Zustands ist das Herzstück der funktionalen Wiederherstellung und der Grund, warum wir von der Rekonstruktion eines „inneren Korsetts“ sprechen.

Während der Operation werden die Ränder der geraden Bauchmuskeln in der Mittellinie wieder zusammengeführt und mit stabilen Nähten fixiert. Dieser Schritt hat einen doppelten Effekt: Zum einen wird die Bauchwand mechanisch stabilisiert, was die Rumpfstabilität verbessert und oft zu einer Linderung von chronischen Rückenschmerzen führt. Zum anderen entsteht durch diese innere Raffung eine deutlich definiertere und schmalere Taille. Die äußere Hautstraffung allein könnte diesen formenden Effekt niemals erzielen.

Diese Perspektive unterstreicht, dass die Abdominoplastik weit über eine rein kosmetische Maßnahme hinausgeht. Es ist ein medizinisch fundierter Eingriff zur Wiederherstellung der körperlichen Integrität.

Die Reparatur der Rektusdiastase ist nicht nur ein Schönheitseingriff, sondern eine medizinische Wiederherstellung. Die Stabilisierung der Rumpfmuskulatur kann chronische Rückenschmerzen lindern und die Körperhaltung verbessern.

– Dr. Alexander P. Hilpert, DGÄPC Präsident, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie

Nach der Operation ist es entscheidend, dieses neu geschaffene Korsett durch gezielte, aber schonende Übungen zu unterstützen. In den ersten 6-12 Wochen sind klassische Crunches tabu. Stattdessen liegt der Fokus auf sanfter, isometrischer Anspannung und Pilates-basierten Übungen, die den tiefen queren Bauchmuskel (Musculus transversus abdominis) aktivieren, ohne Druck auf die Naht auszuüben. Erst nach etwa 3 Monaten kann langsam mit einem umfassenderen funktionellen Training begonnen werden.

Die Straffung der Bauchmuskeln ist somit keine Option, sondern der zentrale Baustein für eine stabile, funktionale und ästhetisch ansprechende Körpermitte.

Das Gewicht halten: Wie Sie Ihr Ergebnis nach der Bauchdeckenstraffung langfristig sichern

Eine Bauchdeckenstraffung liefert ein transformatives Ergebnis, aber sie ist kein Freifahrtschein gegen zukünftige Gewichtsschwankungen. Die Sicherung des Resultats liegt langfristig in den Händen des Patienten. Starke Gewichtszunahmen oder eine erneute Schwangerschaft können die gestraffte Haut und das reparierte Muskelkorsett erneut dehnen und das Ergebnis beeinträchtigen. Daher ist ein stabiles Körpergewicht die wichtigste Voraussetzung, um die neue Kontur dauerhaft zu erhalten.

Nach der Operation ist die Motivation für einen gesunden Lebensstil oft besonders hoch. Das neue Körpergefühl wirkt als starker Ansporn, die erzielten Verbesserungen zu bewahren. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige, angepasste Bewegung sind hierbei die Grundpfeiler. Es geht nicht um radikale Diäten, sondern um eine nachhaltige Umstellung der Lebensgewohnheiten. Die hohe Zufriedenheit nach dem Eingriff zeigt sich auch darin, dass laut Statistiken 39,9% der Patienten für weitere ästhetische Eingriffe zurückkommen – ein Indiz dafür, dass das erste Ergebnis sie motiviert, weiter in ihr Wohlbefinden zu investieren.

Das postoperative Sportprogramm sollte schrittweise aufgebaut werden. Nach der initialen Heilungsphase von etwa sechs Wochen sind schonende Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Pilates ideal, um die Fitness zu steigern, ohne die Bauchwand zu überlasten. Ein fokussiertes Rumpftraining, das die tiefen Bauch- und Rückenmuskeln stärkt, ist besonders wertvoll, um das „innere Korsett“ aktiv zu unterstützen und die Haltung weiter zu verbessern.

Aktive Frau beim schonenden Pilates-Training nach Bauchdeckenstraffung

Die visuelle Veränderung dient als tägliche Erinnerung an den Erfolg und hilft dabei, am Ball zu bleiben. Die Investition in den eigenen Körper durch die Operation sollte als Startschuss für einen neuen, bewussteren Umgang mit der eigenen Gesundheit gesehen werden.

So wird die Bauchdeckenstraffung nicht nur zu einer Korrektur der Vergangenheit, sondern zu einer nachhaltigen Investition in die Zukunft.

Die Kombination von Arm- und Bauchstraffung: Was bei einem kombinierten Eingriff zu beachten ist

Besonders nach massivem Gewichtsverlust ist der Hautüberschuss selten auf eine einzige Körperregion beschränkt. Oft sind neben dem Bauch auch die Oberarme, Oberschenkel oder die Brust betroffen. In solchen Fällen kann ein kombinierter Eingriff, wie die simultane Straffung von Bauch und Armen (ein sogenannter „Upper Body Lift“), eine sinnvolle Option sein. Der Vorteil liegt auf der Hand: eine Narkose, eine Erholungszeit und ein schnellerer Weg zu einem harmonischen Gesamtergebnis.

Ein solcher kombinierter Eingriff ist jedoch anspruchsvoller für den Körper und erfordert eine exzellente physische Verfassung des Patienten sowie eine akribische Planung. Die Operationszeit ist länger, und die postoperative Einschränkung ist größer, da sowohl die Arm- als auch die Rumpfbeweglichkeit limitiert sind. Die Vorbereitung auf die Zeit nach der OP ist daher entscheidend für eine reibungslose und sichere Heilung. Wie der Erfahrungsbericht von Petra zeigt, die nach 64 kg Gewichtsverlust diesen Weg wählte, ist eine minutiöse Organisation des Alltags unerlässlich.

Fallbeispiel: Upper Body Lift nach massivem Gewichtsverlust

Nach einer Gewichtsabnahme von 64 kg entschied sich Petra für einen kombinierten Eingriff. Die simultane Arm- und Bauchstraffung erforderte eine intensive Vorbereitung: Mahlzeiten wurden vorgekocht, Alltagsgegenstände auf Hüfthöhe platziert und eine zweiwöchige Haushaltshilfe organisiert. Das Ergebnis beschreibt sie als transformativ: ‚Ich habe wieder ein selbstbewusstes Lebensgefühl und mehr Lebensqualität erhalten‘, was die psychologische Bedeutung solcher rekonstruktiven Eingriffe unterstreicht.

Die praktische Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg und zur Minimierung von Komplikationen. Wer sich für einen kombinierten Eingriff entscheidet, muss seine Autonomie für die ersten Wochen bewusst einschränken und auf Hilfe angewiesen sein.

Ihr Aktionsplan: Praktische Vorbereitung für einen kombinierten Eingriff

  1. Mahlzeiten-Planung: Bereiten Sie 14 Tage Mahlzeiten vor und frieren Sie diese zwei Wochen vor der OP portionsweise ein.
  2. Haushalts-Organisation: Platzieren Sie alle wichtigen Gegenstände (Kleidung, Hygieneartikel, Geschirr) eine Woche vorher zwischen Hüft- und Schulterhöhe, um Bücken und Strecken zu vermeiden.
  3. Schlafplatz-Einrichtung: Richten Sie drei Tage vorher einen Schlafplatz mit erhöhtem Oberkörper (ca. 45 Grad) und Kissen zur Unterstützung der Arme ein.
  4. Betreuung sichern: Organisieren Sie eine 24/7-Betreuung für die ersten 48 Stunden nach der Operation.
  5. Schonende Mobilisierung: Beginnen Sie ab dem dritten Tag mit assistierter, kurzer Mobilisation und vermeiden Sie jegliche Überkopfbewegungen der Arme für mindestens drei Wochen.

Trotz der Herausforderungen kann dieser Ansatz für die richtigen Kandidaten der effizienteste Weg zur Wiederherstellung der gesamten oberen Körperkontur sein.

Die Rektusdiastase: Wie eine Brustverkleinerung die Bauchmuskeln entlasten kann

Auf den ersten Blick scheinen Brust und Bauch zwei getrennte ästhetische Einheiten zu sein. Biomechanisch sind sie jedoch eng miteinander verbunden. Eine sehr große, schwere Brust (Gigantomastie) kann erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Körperhaltung und insbesondere auf die Bauchwand haben. Das hohe Gewicht zieht den Oberkörper nach vorne und zwingt den Körper in eine kompensatorische Fehlhaltung, oft ein ausgeprägtes Hohlkreuz (Hyperlordose). Diese Haltung erhöht den Druck auf die vordere Bauchwand und kann eine bestehende Rektusdiastase optisch und funktionell verschlimmern.

In solchen Fällen kann eine Brustverkleinerung (Mammareduktionsplastik) eine signifikante biomechanische Entlastung für die Körpermitte bewirken. Durch die Reduzierung des Gewichts wird die Haltung aufgerichtet, der ständige Zug auf die Rückenmuskulatur lässt nach und der Druck auf den Bauchraum normalisiert sich. Für Patientinnen, die sowohl unter einer schweren Brust als auch unter einer Rektusdiastase leiden, kann die Kombination beider Eingriffe – oder die Brustverkleinerung als erster Schritt – eine ganzheitliche Lösung für Haltungs- und Rückenprobleme darstellen.

Die Relevanz von Brustverkleinerungen ist erheblich; allein in Deutschland wurden laut Statistiken im Jahr 2024 rund 32.068 solcher Eingriffe durchgeführt. Während die Korrektur einer Rektusdiastase allein selten von den Krankenkassen übernommen wird, kann eine medizinisch indizierte Brustverkleinerung bei nachgewiesenen orthopädischen Beschwerden eine Kassenleistung sein. Dies kann die finanzielle Planung für eine eventuell nachfolgende Bauchdeckenstraffung erleichtern.

Die Korrektur der Brust ist somit nicht nur eine ästhetische Maßnahme, sondern kann ein entscheidender Schritt zur Wiederherstellung der gesamten Rumpfbalance und -funktion sein.

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehr als Hautstraffung: Eine Bauchdeckenstraffung ist primär eine funktionale Rekonstruktion der Bauchwand, bei der die Reparatur der Bauchmuskeln („inneres Korsett“) im Zentrum steht.
  • Methode nach Maß: Die Wahl zwischen Mini- und großer Bauchstraffung hängt nicht vom Wunsch, sondern allein vom anatomischen Befund (Ausmaß von Haut- und Muskelerschlaffung) ab.
  • Ganzheitlicher Ansatz: Für ein harmonisches Ergebnis werden oft kombinierte Eingriffe (z.B. mit Fettabsaugung) oder sequenzielle Operationen (bei massivem Gewichtsverlust) zur Wiederherstellung der gesamten Körperkontur geplant.

Die zweite Geburt: Ein Leitfaden zur Körperstraffung nach massivem Gewichtsverlust

Für Menschen, die einen langen und harten Kampf gegen Adipositas gewonnen und Dutzende von Kilos verloren haben, ist die verbleibende überschüssige Haut oft eine schmerzhafte Erinnerung an ihr früheres Leben. Die Körperkonturierung nach massivem Gewichtsverlust ist daher weit mehr als ein chirurgischer Eingriff – sie ist oft der letzte, entscheidende Schritt auf dem Weg zur „zweiten Geburt“ in einem neuen Körper. Dieser Prozess erfordert eine strategische Etappenplanung, da selten nur eine Region betroffen ist.

Typischerweise wird ein stufenweises Vorgehen empfohlen, um den Körper nicht zu überlasten. Ein häufiger erster Schritt ist ein zirkuläres „Lower Body Lift“, das Bauch, Flanken, Gesäß und die äußeren Oberschenkel in einer Operation adressiert. Nach einer Erholungszeit von 6 bis 12 Monaten können dann weitere Straffungen am Oberkörper, wie Arme, Brust oder Rücken, folgen. Ein besonderes Augenmerk liegt bei diesen Patienten auf der präoperativen Nährstoffoptimierung, da nach bariatrischen Eingriffen oft Mangelzustände (z.B. bei Eisen oder Proteinen) bestehen, die die Wundheilung gefährden können.

Die psychologische Dimension dieses Prozesses ist immens und darf nicht unterschätzt werden. Es ist die finale Phase der Wiederaneignung des eigenen Körperbildes.

Nach dem Kampf mit dem Gewicht und der erfolgreichen Abnahme ist die Straffung oft der finale Schritt. Der Prozess der Wiederaneignung des eigenen Körperbildes ist eine immense psychologische Herausforderung.

– Dr. Michaela Montanari, Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie, DGÄPC Vorstand

Dieser Weg ist eine Reise, die Geduld, Resilienz und eine enge Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Team aus Chirurgen, Ernährungsberatern und oft auch Psychologen erfordert. Das Ziel ist nicht Perfektion, sondern die Wiederherstellung einer Körperform, in der sich der Patient endlich zu Hause fühlt und seine neue Lebensqualität uneingeschränkt genießen kann.

Der nächste logische Schritt für jeden, der diesen transformativen Weg in Betracht zieht, ist eine umfassende und professionelle Einschätzung durch einen auf postbariatrische Chirurgie spezialisierten Facharzt, um einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen.

Häufige Fragen zur Bauchdeckenstraffung

Kann mein Bauchnabel bei der OP seine Form verlieren?

Ein erfahrener Chirurg formt einen natürlich wirkenden, vertikal-ovalen Nabel mit leichter oberer ‚Kapuze‘. Die Technik der Umbilikoplastik ist entscheidend für ein authentisches Ergebnis. Die Narbe wird dabei so in der natürlichen Nabelfalte versteckt, dass sie nach vollständiger Heilung kaum sichtbar ist.

Welche Komplikationen können am Nabel auftreten?

Mögliche, aber seltene Komplikationen sind eine Verengung des Nabels (Nabelstenose), Durchblutungsstörungen oder Asymmetrien. Präventive Maßnahmen während der Operation und eine sorgfältige Nachsorge minimieren diese Risiken erheblich.

Wie hängen schwere Brüste und Rektusdiastase zusammen?

Eine sehr schwere Brust führt oft zu einer Fehlhaltung mit starkem Hohlkreuz (Hyperlordose). Diese Haltung erhöht den Druck auf die Bauchwand, was eine bestehende Rektusdiastase optisch verschlimmern und zusätzliche Rückenschmerzen verursachen kann.

Wie teste ich selbst auf Rektusdiastase?

Legen Sie sich flach auf den Rücken, beugen Sie die Knie und stellen Sie die Füße auf. Heben Sie Kopf und Schultern leicht an, als würden Sie einen Crunch machen. Tasten Sie nun mit den Fingern den Spalt in der Bauchmitte auf Höhe des Nabels. Ein Spalt, der breiter als zwei Finger ist, deutet auf eine relevante Rektusdiastase hin.

Geschrieben von Dr. Eva Richter, Dr. Eva Richter ist eine renommierte Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit über 15 Jahren Erfahrung in führenden Kliniken. Ihre Expertise liegt in der Gesichts- und Brustchirurgie, wobei sie höchsten Wert auf natürliche Ergebnisse legt.