Veröffentlicht am Mai 16, 2024

Entgegen der Annahme, es ginge nur um Hautentfernung, ist eine erfolgreiche Lidkorrektur die Wiederherstellung der strukturellen Balance von Haut, Muskel und Fettgewebe.

  • Schlupflider (Oberlid) sind primär ein Problem von Hautüberschuss, während Tränensäcke (Unterlid) durch das Vorquellen von orbitalem Fettgewebe entstehen.
  • Moderne Techniken fokussieren sich auf die Umverteilung statt der reinen Entfernung von Fett, um ein hohles Aussehen zu vermeiden und die natürliche Kontur wiederherzustellen.

Empfehlung: Analysieren Sie nicht nur das Lid selbst, sondern auch die Position Ihrer Augenbrauen. Ein abgesunkenes Brauenpaar kann Schlupflider verursachen oder verstärken, was eine kombinierte Behandlung erfordert.

Ein müder, abgespannter Gesichtsausdruck, obwohl Sie sich ausgeruht fühlen – dieses weitverbreitete Phänomen ist oft auf Veränderungen in der Augenpartie zurückzuführen. Schlupflider und Tränensäcke lassen die Augen kleiner und den Blick weniger wach erscheinen. In der ästhetischen Chirurgie gehört die Lidstraffung, auch Blepharoplastik genannt, zu den am häufigsten durchgeführten Eingriffen, um genau dieses Problem zu beheben. Jährlich werden in Deutschland knapp 60.000 Lidstraffungen durchgeführt, was die hohe Nachfrage nach einem frischeren und erholteren Aussehen unterstreicht.

Die gängige Meinung reduziert diesen Eingriff oft auf eine simple Entfernung überschüssiger Haut. Doch diese Sichtweise greift zu kurz. Eine wirklich erfolgreiche und natürlich wirkende Lidkorrektur ist weit mehr als das. Sie ist eine Kunst, die auf einem tiefen Verständnis der komplexen Anatomie des Auges beruht. Der Schlüssel liegt nicht im aggressiven Entfernen von Gewebe, sondern in der präzisen Neupositionierung und Wiederherstellung der jugendlichen Strukturen. Es geht darum, das Auge als ein dynamisches Gesamtsystem zu begreifen, in dem Haut, Muskel, Fettgewebe und stützende Bänder in einer feinen Balance zueinander stehen.

Dieser Leitfaden bricht mit der oberflächlichen Betrachtung und taucht tief in die technischen und ästhetischen Aspekte der Lidchirurgie ein. Wir werden analysieren, warum Tränensäcke kein Wasser-, sondern ein Fettproblem sind, wie ein Chirurg ein unnatürliches „rundes Auge“ vermeidet und warum manchmal ein Augenbrauenlift der entscheidende Schritt für ein optimales Ergebnis ist. Ziel ist es, Ihnen ein fundiertes Verständnis der chirurgischen Strategien zu vermitteln, die einem wachen und authentischen Blick zugrunde liegen.

Um die verschiedenen Aspekte der Lidchirurgie detailliert zu beleuchten, gliedert sich dieser Artikel in mehrere spezialisierte Abschnitte. Der folgende Sommaire gibt Ihnen einen Überblick über die Themen, die wir behandeln werden, um Ihnen ein vollständiges Bild der modernen Blepharoplastik zu vermitteln.

Schlupflider oder Tränensäcke? Der fundamentale Unterschied zwischen Oberlid- und Unterlidstraffung

Obwohl die Begriffe oft synonym verwendet werden, beschreiben Schlupflider und Tränensäcke zwei fundamental unterschiedliche anatomische Probleme, die jeweils eine spezifische chirurgische Herangehensweise erfordern. Das Verständnis dieses Unterschieds ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Korrektur. Das Schlupflid (Blepharochalasis) betrifft das Oberlid und ist in erster Linie durch einen sichtbaren Hautüberschuss gekennzeichnet. Mit der Zeit verliert die dünne Lidhaut an Elastizität, dehnt sich und legt sich wie ein Vorhang über die Lidfalte. In ausgeprägten Fällen kann dieser Hautmantel sogar auf den Wimpern aufliegen und das Gesichtsfeld einschränken, was eine medizinische Indikation für eine Operation darstellt. Die Korrektur, die Oberlidstraffung, konzentriert sich daher primär auf die präzise Entfernung des exakten Hautüberschusses. Manchmal wird zusätzlich ein kleiner Streifen des darunterliegenden Ringmuskels (Musculus orbicularis oculi) sowie ein kleiner Teil des vorquellenden Fettgewebes entfernt, um die Lidkontur klarer zu definieren. Interessanterweise ist die Oberlidstraffung laut der aktuellen VDÄPC-Statistik 2024 der häufigste ästhetische Eingriff bei Männern in Deutschland.

Im Gegensatz dazu sind Tränensäcke ein Problem des Unterlids. Hier ist der Hautüberschuss oft nur ein sekundärer Aspekt. Die primäre Ursache ist eine Schwächung der bindegewebigen Barriere (Septum orbitale), die das orbitale Fettgewebe in der Augenhöhle zurückhält. Wenn dieses Septum erschlafft, wölbt sich das Fett nach vorne und erzeugt die typischen Schwellungen unter den Augen. Eine reine Hautentfernung würde das Kernproblem ignorieren und könnte sogar zu einem unnatürlichen Herunterziehen des Lids führen. Die Unterlidstraffung ist daher ein komplexerer Eingriff, der auf das Management dieses Fettgewebes abzielt – sei es durch gezielte Reduktion oder, was heute als moderner gilt, durch eine Umverteilung zur Auffüllung der darunterliegenden Tränenrinne.

Das Geheimnis der Tränensäcke: Es ist kein Wasser, es ist Fett – und so wird es korrigiert

Ein hartnäckiger Mythos besagt, Tränensäcke seien Ansammlungen von Wasser oder Lymphe. Während Flüssigkeitsretention (z. B. nach salzreichem Essen oder bei Allergien) die morgendliche Schwellung verstärken kann, ist die Ursache für permanent sichtbare Tränensäcke struktureller Natur: Es handelt sich um vorquellendes orbitales Fettgewebe. Die Augen sind in der knöchernen Augenhöhle von Fettpolstern gebettet, die als Schutz und Puffer dienen. Eine dünne Membran, das Septum orbitale, hält dieses Fett an Ort und Stelle. Mit zunehmendem Alter oder genetischer Veranlagung erschlafft dieses Septum, und das Fett kann sich nach vorne wölben, was als Tränensack sichtbar wird.

Die chirurgische Korrektur hat sich in den letzten Jahren entscheidend weiterentwickelt. Früher bestand der Ansatz darin, dieses vorgewölbte Fettgewebe einfach zu entfernen. Dies führte jedoch oft zu einem unerwünschten Nebeneffekt: einem hohlen, skelettierten und älter wirkenden Aussehen. Das moderne Volumen-Management verfolgt eine subtilere und ästhetisch überlegene Strategie. Anstatt das wertvolle Fettgewebe zu entfernen, wird es genutzt, um die benachbarte, oft eingefallene Tränenrinne aufzufüllen. Bei dieser Technik, der sogenannten Fettumverteilung (Arcus marginalis release), wird das Fettpolster sorgfältig vom Unterrand der Augenhöhle gelöst und über diesen Rand hinweg nach unten verlagert, um den Hohlraum der Tränenrinne auszugleichen. Dies schafft einen glatten, harmonischen Übergang vom Unterlid zur Wange und bewahrt ein jugendliches Volumen.

Makroaufnahme der Fettumverteilungstechnik bei Tränensäcken

Dieser Ansatz ist ein Paradebeispiel für das Prinzip der Gewebeökonomie: anstatt Gewebe zu opfern, wird es intelligent umgeformt, um zwei Probleme gleichzeitig zu lösen – den Buckel des Tränensacks zu glätten und die Delle der Tränenrinne zu füllen. Die Wahl zwischen reiner Fettentfernung und Umverteilung hängt von der individuellen Anatomie des Patienten ab und ist eine der wichtigsten Entscheidungen, die der Chirurg für ein natürliches Ergebnis treffen muss.

Die Kombinationsbehandlung: Warum eine Lidstraffung oft mit einem Augenbrauenlift kombiniert wird

Ein häufig übersehener Faktor bei der Beurteilung von Schlupflidern ist die Position der Augenbrauen. Die Augenbraue und das Oberlid bilden eine ästhetische und funktionelle Einheit. Ein Absinken der Augenbrauen (Brauenptose), das im Laufe des Lebens natürlich auftritt, kann ein Schlupflid verursachen oder erheblich verstärken. In solchen Fällen führt die Braue durch die Schwerkraft zu einem zusätzlichen Hautüberschuss am Oberlid. Eine isolierte Oberlidstraffung würde hier nur das Symptom (den Hautüberschuss), nicht aber die Ursache (die abgesunkene Braue) behandeln. Das Ergebnis wäre unvollständig und oft unharmonisch, da der Abstand zwischen Braue und Wimpern unnatürlich verkürzt würde, was zu einem gedrückten oder sogar zornigen Ausdruck führen kann.

Aus diesem Grund ist eine sorgfältige Vektor-Analyse vor dem Eingriff unerlässlich. Der Chirurg beurteilt, ob der Hautüberschuss allein vom Lid stammt oder ob ein signifikanter Anteil durch eine tiefstehende Braue verursacht wird. Wenn Letzteres der Fall ist, wird eine kombinierte Behandlung empfohlen: eine Oberlidstraffung in Kombination mit einem Augenbrauenlift (Brauenpexie oder Stirnlift). Der Lift positioniert die Braue wieder an ihrer ursprünglichen, höheren Position, wodurch bereits ein Teil des Hautüberschusses am Oberlid korrigiert wird. Die anschließende Lidstraffung kann dann deutlich sparsamer ausfallen, was ein natürlicheres Ergebnis mit einem offenen, wachen Blick gewährleistet. Dieser kombinierte Ansatz respektiert das Auge als dynamisches Gesamtsystem und stellt die harmonische Beziehung zwischen Braue und Lid wieder her.

Ihr Plan zur Selbsteinschätzung: Brauchen Sie einen kombinierten Eingriff?

  1. Stellen Sie sich bei gutem Tageslicht vor einen Spiegel, um Ihre Augenpartie klar zu sehen.
  2. Heben Sie nun mit den Fingern sanft Ihre Augenbrauen etwa ein bis zwei Zentimeter an.
  3. Beobachten Sie genau, ob sich der Hautüberschuss an Ihrem Oberlid durch diese Anhebung deutlich reduziert oder fast verschwindet.
  4. Wenn sich das Schlupflid signifikant verbessert, könnte ein zusätzliches Brauenlifting für Ihr optimales Ergebnis sinnvoll sein.
  5. Dokumentieren Sie diesen Effekt mit Fotos aus verschiedenen Winkeln, um diese Beobachtung im Beratungsgespräch mit Ihrem Chirurgen zu besprechen.

Das gefürchtete „runde Auge“: Wie ein Chirurg durch spezielle Techniken eine unnatürliche Form nach der Unterlidstraffung vermeidet

Eine der größten Komplikationen nach einer Unterlidstraffung ist die Veränderung der Augenform, insbesondere das sogenannte „runde Auge“ oder Scleral Show, bei dem zu viel des weißen Teils des Augapfels unterhalb der Iris sichtbar wird. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Auswärtsdrehen des Unterlids (Ektropium) kommen, was nicht nur ästhetisch störend ist, sondern auch zu funktionellen Problemen wie chronisch trockenen und tränenden Augen führt. Diese Komplikation entsteht typischerweise, wenn zu viel Haut am Unterlid entfernt wurde oder wenn die stützenden Strukturen des Lids nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Das Lid verliert an Spannung und sinkt durch die Schwerkraft und den narbigen Zug nach unten.

Ein erfahrener Chirurg kennt dieses Risiko und ergreift präventive Maßnahmen, um die strukturelle Integrität des Unterlids zu sichern. Der Schlüssel liegt in der Stabilisierung des äußeren Lidwinkels. Anstatt sich nur auf die Entfernung von Haut und Fett zu konzentrieren, wird der Fokus auf die Stärkung des Halteapparates gelegt. Hier kommen Techniken wie die Kanthopexie oder Kanthoplastik zum Einsatz. Wie auch in der medizinischen Enzyklopädie beschrieben, wird eine Unterlidplastik häufig mit diesen Techniken kombiniert, um einem Auswärtsdrehen des Unterlids vorzubeugen. Bei einer Kanthopexie wird die seitliche Lidkante mit einer Naht an der Knochenhaut der Augenhöhle fixiert und gestrafft, ohne den Lidwinkel selbst zu durchtrennen. Dies erhöht die Spannung des Unterlids und verhindert ein späteres Absinken. Die Kanthoplastik ist ein etwas invasiverer Eingriff, bei dem der Lidwinkel neu geformt wird, um eine noch stärkere Stabilisierung zu erreichen.

Symbolische Darstellung der Augenwinkelstabilisierung

Diese Techniken sind ein perfektes Beispiel für vorausschauende Chirurgie. Sie agieren nicht nur korrigierend, sondern vor allem präventiv. Durch die Sicherung des Lidapparates kann der Chirurg die gewünschte ästhetische Glättung erzielen, ohne die natürliche, mandelförmige Kontur des Auges zu gefährden. Es ist ein Akt der Balance, der zeigt, dass es bei einer Lidstraffung nicht um maximale Entfernung, sondern um optimale Stabilisierung geht.

Die Wahrheit über die Ausfallzeit: Was „gesellschaftsfähig“ nach einer Lidstraffung wirklich bedeutet

Der Begriff „gesellschaftsfähig“ wird im Kontext der ästhetischen Chirurgie häufig verwendet, ist aber sehr subjektiv und kann zu Missverständnissen führen. Für einen Chirurgen bedeutet er oft, dass die Fäden entfernt sind und die auffälligsten Schwellungen und Blutergüsse abgeklungen sind. Für den Patienten kann es jedoch bedeuten, völlig normal auszusehen, ohne dass jemand den Eingriff bemerkt. Um realistische Erwartungen zu schaffen, ist es entscheidend, die Heilungsphase in konkrete Etappen zu unterteilen. Unmittelbar nach dem Eingriff ist mit deutlichen Schwellungen und blauen Flecken zu rechnen. Kontinuierliches Kühlen in den ersten 48-72 Stunden ist essenziell, um diese so gering wie möglich zu halten. Leichte Schmerzen oder ein Spannungsgefühl sind normal und gut mit leichten Schmerzmitteln zu kontrollieren.

Die erste Woche ist die primäre Heilungsphase. Die meisten Patienten fühlen sich in dieser Zeit nicht wohl dabei, unter Leute zu gehen. Die Fäden werden in der Regel zwischen dem 5. und 7. Tag entfernt. Ab diesem Zeitpunkt verbessert sich das Erscheinungsbild täglich. Die meisten Schwellungen und Blutergüsse klingen innerhalb von 10 bis 14 Tagen ab. Hier beginnt der Zeitraum, den viele als „gesellschaftsfähig“ bezeichnen. Mit einer Sonnenbrille kann man bereits nach wenigen Tagen wieder kurze Erledigungen machen.

Eine realistische Zeitachse für die soziale Wiedereingliederung sieht oft so aus:

  • Woche 1 (Tag 1-7): Erholungsphase zu Hause. Deutliche Schwellungen und Blutergüsse. Fadenentfernung am Ende der Woche.
  • Woche 2 (Tag 8-14): Deutlicher Rückgang der Schwellungen. Mit etwas Abdeck-Make-up (nach Fadenentfernung erlaubt) sind die meisten Patienten wieder „Büro-“ oder „Zoom-fähig“.
  • Woche 3-4: Feine Restschwellungen und eventuell leichte Verfärbungen sind noch vorhanden, aber für Außenstehende kaum noch sichtbar. Restaurantbesuche oder Treffen mit Freunden sind problemlos möglich.
  • Nach 3 Monaten: Das endgültige Ergebnis ist erreicht. Alle Gewebeschichten sind verheilt, und die Narben sind in der Regel nur noch als feine, blasse Linien sichtbar.

Hautüberschuss oder Fettpolster? Warum bei Tränensäcken mehr als nur Haut entfernt wird

Die Diagnose und Behandlung von Tränensäcken erfordert eine präzise Drei-Komponenten-Analyse, da das Problem selten auf einen einzigen Faktor reduziert werden kann. Die sichtbare Vorwölbung unter dem Auge ist das Resultat eines komplexen Zusammenspiels aus Haut, Muskel und Fett. Ein erfahrener Chirurg beurteilt jeden dieser drei Aspekte, um einen maßgeschneiderten Behandlungsplan zu erstellen. Die alleinige Entfernung von Haut wäre in den meisten Fällen ein fundamentaler Fehler, der das eigentliche Problem ungelöst ließe und zu einem unbefriedigenden Ergebnis führen würde.

Die erste Komponente ist die Hautqualität. Mit dem Alter verliert die extrem dünne Haut des Unterlids an Elastizität und Kollagen, was zu feinen Knitterfältchen und einem gewissen Überschuss führt. Dieser Faktor bestimmt, wie viel Haut – wenn überhaupt – entfernt werden muss. Die zweite, oft entscheidende Komponente ist das orbitale Fettgewebe. Wie bereits erörtert, ist das Hervortreten der Fettpolster aus der Augenhöhle die primäre Ursache für die Volumenzunahme, die wir als Tränensack wahrnehmen. Die dritte Komponente ist die Spannkraft des Gewebes, insbesondere des Orbicularis-Muskels und der seitlichen Lidaufhängung. Eine Erschlaffung dieser Strukturen trägt ebenfalls zum Absinken des Unterlids und zur Verstärkung des Tränensacks bei.

Wie die MEOCLINIC in ihrer Analyse des Unterlid-Problems darlegt, ist es die Kombination dieser Faktoren, die behandelt werden muss. Bei der Operation wird daher nicht nur Haut entfernt. Der Eingriff adressiert primär das Fettgewebe, indem es entweder reduziert oder umverteilt wird, um die Tränenrinne aufzufüllen. Zusätzlich kann der erschlaffte Ringmuskel gestrafft werden (Muskelpexie), um dem Lid wieder mehr Halt und eine definierte Kontur zu geben. Erst ganz am Ende wird, falls notwendig, ein sehr schmaler Streifen Haut entfernt – hier gilt das Prinzip der maximalen Zurückhaltung, um jegliches Risiko eines Herunterziehens des Lids (Ektropium) zu vermeiden.

Die Grenzen von Cremes: Warum Hautpflege allein eine schlaffe Gesichtshaut nicht straffen kann

Der Markt für Kosmetikprodukte ist voll von Cremes und Seren, die eine Straffung der Augenpartie und eine Reduzierung von Schlupflidern und Tränensäcken versprechen. Während hochwertige Hautpflege zweifellos die Hautqualität, Hydratation und Textur verbessern und somit zur Prävention beitragen kann, ist ihre Fähigkeit zur Korrektur bereits bestehender struktureller Probleme physikalisch limitiert. Der Grund dafür liegt in der Anatomie: Kosmetika wirken auf die oberen Hautschichten, die Epidermis und die Dermis. Sie können die Kollagenproduktion anregen und die Hautoberfläche glätten, was feine Linien mildern kann.

Das Kernproblem von Schlupflidern und Tränensäcken liegt jedoch in tieferen Schichten, die für Cremes unerreichbar sind. Wie der Frankfurter Chirurg Dr. Nauras Abuagela prägnant zusammenfasst:

Cremes wirken auf Epidermis und Dermis. Das Problem von Schlupflidern und Tränensäcken liegt jedoch tiefer – bei Fettpolstern und dem orbitalen Septum. Eine Creme kann diese Strukturen physikalisch nicht erreichen oder restrukturieren.

– Dr. Nauras Abuagela, Schönheitspraxis Frankfurt

Ein Hautüberschuss am Oberlid oder ein Fettprolaps am Unterlid sind mechanische Probleme. Keine Creme kann überschüssige Haut zum Schrumpfen bringen oder ein geschwächtes Septum reparieren, um das Fettgewebe zurückzuhalten. Für sichtbare und dauerhafte Ergebnisse bei moderaten bis starken Befunden sind daher interventionelle Maßnahmen erforderlich. Die folgende Tabelle, basierend auf einer vergleichenden Analyse der Malakoff-Klinik, stellt die Wirksamkeit verschiedener Methoden gegenüber.

Wirksamkeit: Chirurgie vs. Nicht-invasive Methoden
Methode Geeignet für Wirkungsdauer Effektivität
Chirurgische Lidstraffung Starke Schlupflider, deutliche Tränensäcke 10-15 Jahre Sehr hoch
Laser-Behandlung Leichte Hauterschlaffung 1-2 Jahre Moderat
Plasma-Pen Minimale Schlupflider 1-2 Jahre Gering bis moderat
Cremes/Seren Prävention, Hautqualität Temporär Sehr gering für Straffung

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Korrektur von Schlupflidern und Tränensäcken ist keine reine Hautentfernung, sondern eine Wiederherstellung der anatomischen Strukturen.
  • Moderne Techniken bei Tränensäcken fokussieren sich auf die Umverteilung von Fettgewebe (Volumen-Management) statt auf die radikale Entfernung, um ein natürliches Volumen zu erhalten.
  • Die Stabilität des äußeren Lidwinkels (Kanthopexie) ist entscheidend, um eine unnatürliche runde Augenform nach einer Unterlidstraffung zu verhindern.

Wache Augen, frischer Blick: Alles, was Sie über die chirurgische Korrektur der Augenlider wissen müssen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die moderne Lidchirurgie weit über das einfache Entfernen von Haut hinausgeht. Sie ist eine hochentwickelte Disziplin, die ein tiefes Verständnis der funktionellen und ästhetischen Einheit der Augenregion erfordert. Der Weg zu einem wachen, frischen und vor allem natürlichen Blick führt über eine präzise Analyse der individuellen Ursachen. Es geht nicht darum, das Aussehen radikal zu verändern, sondern darum, die Spuren von Müdigkeit und Schwere zu beseitigen und die ursprüngliche, authentische Augenform wieder zur Geltung zu bringen.

Der Erfolg eines solchen Eingriffs basiert auf einer Philosophie der Gewebeökonomie und strukturellen Rekonstruktion. Anstatt aggressiv Gewebe zu entfernen, was zu einem operierten und unnatürlichen Aussehen führen kann, liegt der Fokus auf der Erhaltung und intelligenten Neupositionierung. Das Umverteilen von Fettgewebe zur Glättung der Tränenrinne, die Stabilisierung des Lidrandes zur Bewahrung der Augenform und die bedachte Kombination mit einem Brauenlift sind allesamt Ausdruck dieses Prinzips. Das Ziel ist stets, die Balance innerhalb des dynamischen Gesamtsystems des Auges wiederherzustellen.

Ein Patient, der die Unterschiede zwischen Haut-, Muskel- und Fettproblematik versteht, kann im Beratungsgespräch die richtigen Fragen stellen und die vorgeschlagene Strategie des Chirurgen besser nachvollziehen. Die Entscheidung für eine Lidstraffung sollte auf einer fundierten Wissensbasis und realistischen Erwartungen an den Heilungsprozess und das Endergebnis beruhen.

Um das Gesamtbild abzurunden, ist es essenziell, die Philosophie hinter einer modernen chirurgischen Korrektur der Augenlider als Ganzes zu betrachten.

Um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, ist der nächste logische Schritt ein persönliches Beratungsgespräch mit einem qualifizierten Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie zur Evaluation Ihrer spezifischen Situation.

Häufig gestellte Fragen zur chirurgischen Lidkorrektur

Wann kann ich nach der Operation wieder arbeiten?

Die Arbeitsfähigkeit hängt von der Art des Eingriffs und Ihrer Tätigkeit ab. Nach einer reinen Oberlidstraffung können Sie in der Regel nach etwa einer Woche wieder arbeiten, insbesondere bei Bürotätigkeiten. Nach einer Unterlidstraffung oder einem kombinierten Eingriff sollten Sie eher 10 bis 14 Tage einplanen, da Schwellungen und Blutergüsse hier oft ausgeprägter sind.

Wann darf ich wieder Sport treiben?

Auf Sport und körperlich anstrengende Aktivitäten sollten Sie für eine gewisse Zeit verzichten. Leichte Aktivitäten wie Spaziergänge sind bereits nach wenigen Tagen wieder möglich. Mit intensivem Sport, Krafttraining oder Aktivitäten, die den Blutdruck stark erhöhen, sollten Sie jedoch für mindestens drei bis vier Wochen pausieren, um das Risiko von Nachblutungen und Schwellungen zu minimieren.

Kann ich die blauen Flecken überschminken?

Ja, das Überschminken von Blutergüssen ist eine gute Möglichkeit, um schneller wieder gesellschaftsfähig zu sein. Sie sollten jedoch unbedingt warten, bis die Fäden entfernt wurden und die kleinen Wunden vollständig verschlossen sind. Dies ist normalerweise nach etwa sieben Tagen der Fall. Verwenden Sie am besten spezielles Camouflage-Make-up und achten Sie auf eine sanfte Reinigung.

Was kostet eine Lidstraffung?

Die Kosten für eine Lidstraffung sind variabel und hängen vom Umfang des Eingriffs (nur Oberlid, nur Unterlid, Kombination), der gewählten Narkoseart und dem Standort der Klinik ab. Eine genaue Kostenaufstellung erhalten Sie nur nach einem persönlichen Beratungsgespräch, in dem der Chirurg einen auf Ihre individuelle Anatomie zugeschnittenen Behandlungsplan erstellt.

Geschrieben von Dr. Eva Richter, Dr. Eva Richter ist eine renommierte Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit über 15 Jahren Erfahrung in führenden Kliniken. Ihre Expertise liegt in der Gesichts- und Brustchirurgie, wobei sie höchsten Wert auf natürliche Ergebnisse legt.